Die Büchse der Tallulah

Auf einen weiteren Reinfall haben wir beide keine Lust. R telefonierte also mit vier Männern bei tinder, ließ sich Bilder schicken, sortierte einen aus, der seinen Schwanz nicht zeigen wollte, telefonierte mit den drei anderen und machte dann einen Termin. Samstagmorgen. in Café in Neukölln, einen Frühstücksplatte zu dritt. Als wir ankamen, saß M schon am Tisch.

Auf den ersten Blick war M nicht mein Fall. M ist ein bisschen androgyn, sehr schlank, schmale Hüften, lockig, große Augen und lange Beine. Auf den zweiten Blick lacht er viel, erzählt lustige Geschichten von einer Weltreise, zeigt Fotos, die er für Magazine macht, tut mir auf, ist höflich, und hat sogar eine Blume mitgebracht.

Besonders sexy wirkt M nicht, aber anscheinend ist er für alles offen. R fragt ihn, ob er ihn auch lutschen dürfte, und M sagt bedenkenlos zu. Nur in den Hintern ficken lassen will er sich nicht. Mir ist das gleich, aber R ist ein bisschen enttäuscht. Wir melden uns. Vielleicht nächsten Samstag.

A, den wir abends treffen, hat damit kein Problem. Als R auf Toilette geht, kommt er gleich mit und zeigt seinen Schwanz. Er lobt ausführlich meine Brüste, rückt in der ziemlich dunklen Bar ziemlich nah, und als wir aufbrechen, will er gleich mit. Ich habe aber meine Tage.

Vielleicht nächsten Samstag, sagt R, und ich bin ein bisschen enttäuscht. Mir gefällt M besser als A, aber R zieht A vor. M Samstag und A Sonntag, schlägt R vor, aber das ist mir zu viel. Lass uns telefonieren, verabschiede ich mich vor der Tür und male mir aus, wie es wäre. Sein wird.

Ich weiß nicht, wie viele Personen hier lesen. Kommentiert wird kaum. Gestern habe ich immerhin die erste Zuschrift bekommen und sehr gemocht: Bilder aus den Siebzigern, etwas grob, etwas trüborange, aber schön komponiert und vermutlich irgendwo in den USA mit einem hübschen Mann mit einem riesigen Penis und Mädchen mit langen Haaren und kleinen Brüsten, die versuchen, ihn in ihren Scheiden zu verstauen.

Der Abend mit R und dem anderen Mann war ein Reinfall. R war schon nackt, als ich kam, tänzelte ungeduldig durch das Hotelzimmer, trank viel zu viel und dirigierte den anderen Mann per Handy durch die Stadt.

Als der andere erschien, hatte R schon eine Flasche Wein getrunken und hielt sich am Schreibtisch fest. Der andere trug einen Anzug, wollte seinen Namen nicht sagen, schaute am nackten R konsequent vorbei und drehte sich um, als er sich auszog.

Ich lag auf dem Bett, den Kopf aufgestützt und sah dem anderen Mann zu. Er schwitzte ein bisschen, setzte sich neben mich, sagte ein paar nette Sätze über meinen Körper und streichelte meinen Bauch. Jetzt fick sie doch endlich, sagte R und setzte sich ans Fußende.

Der andere streichelte weiter. Ich schob mich unter seiner Hand hin und her, griff nach seinem Schwanz, begann zu lecken, und irgendwann legte der andere sich auf mich und schob ihn verschämt rein. Er stieß fast lautlos, R sah zu.

R und der andere haben einander nicht einmal berührt. R und der andere haben mich nicht gleichzeitig berührt. Ich hatte mir vorgestellt, wie R und ein anderer Mann stundenlang über mir, um mich herum und in mir sein würden, aber so war es nichts als schlechter Sex in einem teuren Hotel.

Jetzt ein Seidenhöschen, Netzstrümpfe, weil es R. so gefällt, und dann in den Osten der Stadt. Dort ein Hotelzimmer, irgendwo in der Nähe des Alex, und dann R und einen anderen Mann, den R ausgesucht hat und ich noch nicht kenne. Wünscht mir Glück. Gleich ist es acht.