Freitag, 3. Juni 2016
O., 2014
Eigentlich ist O. unzurechnungsfähig. Ich weiß nicht, wie seine Krankheit heißt. Aber dass es nicht normal ist, wenn jemand mindestens drei unterschiedliche Namen nennt, wenn man ihn im Abstand einiger Wochen fragt, wie seine Mutter heißt, ist klar. O. ist also wahnsinnig, aber das ist zum Glück nicht mein Problem.

Ich treffe mich mit O. ab und zu Kreuzberg. Ich ekele mich vor seiner kleinen, unaufgeräumten, schwitzigen Wohnung. Aber er hütet regelmäßig Katze und Wohnung seiner Schwester. Die ist erfolgreich und normal und hat eine schöne, ziemlich pastellige Wohnung. Von ihrem Balkon aus kann man den Landwehrkanal sehen.

Ich würde mich niemals in O. verlieben. Dann müsste ich mir ja Gedanken um O. machen. Das will ich nicht. Ich mag es aber, wie O. mich massiert. Ich höre ihn gern singen. O. spielt Klavier und Mandoline. Das finde ich toll. Ab und zu küssen wir uns ein bisschen. Einmal schlafen wir auf dem weißen Sofa seiner Schwester miteinander und versuchen stundenlang, einen großen Spermafleck herauszureiben. O. hat überall Haare, sogar auf den Hoden, auf dem Damm und seinen After muss man zwischen all den Haaren richtig suchen.

Als O. verschwindet, fällt mir das lange nicht auf. Er ist schon früher oft nicht ans Telefon gegangen. Er war immer wieder lange nicht in Berlin. Als ich seine Schwester im Kirk sehe, trifft es mich trotzdem wie ein Schlag, dass er seit sechs Monaten zuhause in Sindelfingen wohnt, weil er total zusammengebrochen ist. Seine Mutter kümmert sich um ihn. Sie heißt übrigens Gisela.

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Dienstag, 31. Mai 2016
E., 2010
Ich liebe E., aber sein Schwanz ist eindeutig zu klein. Wir reden nie über Sex. Deswegen weiß er vielleicht nicht, woran es hakt. Vielleicht sind alle seine Freundinnen nach dem Sex ins Bad gegangen um sich da einen Vibrator zwischen die Beine zu schieben. Wenn er meinen jemals unter dem Waschbecken gefunden hat, bringt er den schrecklich hässlichen, aber großen fleischfarbenen Plastikpenis mit den dicken Plastikadern aber offenbar nicht in Verbindung mit seinem Glied. Er ist nämlich sexuell total zufrieden.

Nach einigen Monaten denke ich halbe Tage über große Schwänze nach. Ich verfluche mich für diese Gedanken, schließlich bin ich verliebt und Sex ist nicht alles. Aber als ich anfange, in der U 8 fremden Männern auf die Hosen zu starren, richte ich mir einen Account bei okcupid ein und schreibe E. einen langen Brief. Wir würden nicht zusammen passen.

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Montag, 23. Mai 2016
R., 2004
Irgendetwas ist mit der Heizung. Wir fragen immerzu bei den Vermietern, ob die Heizung wirklich nicht kaputt ist, aber bis zu meinem Auszug wird sich nichts ändern.

Ab und zu übernachte ich deswegen bei dem R. Außerdem wohnt er direkt neben der Uni, seine Wohnung ist schön, und ein Taxi mag ich mir nicht leisten. Ich liege auch gern auf R.'s Sofa und schaue frühmorgens durch die offene Balkontür in den eisigen, türkisblauen Himmel.

Wir sprechen nie über Sex. Manchmal höre ich aber, wie R. in seinem Schlafzimmer onaniert. Manchmal lasse ich die Tür zum Bad halb offen und dusche mit geschlossenen Augen und lasse das warme Wasser zwischen meine Beine laufen. Ich begehre R. nicht so sehr, dass ich ihn ins Bad rufen würde. Ich begehre ihn aber ausreichend, um ihn nicht wieder wegzuschicken, wenn er ins Bad kommen würde. Er kommt aber nicht.

Irgendwann ärgert es mich, dass R. nicht mit mir schläft. Ich will aber nicht zu ihm kommen. Er soll kommen. Ich werde also offensiv. Ich sitze nur im langen T-Shirt auf dem Küchentisch und schlage die Beine übereinander. Ich bade bei geöffneter Tür und schiebe mir zwei Finger in die Scheide. Irgendwann setze ich mich bei R. in der Küche seinem Freund A. auf den Schoß und lasse mich von ihm ausgiebig befingern.

Als A. zu seiner Freundin nach Hause geht, ziehe ich mich aus und setze mich dann auf den Tisch. Ich rauche eine letzte Zigarette und trinke ein Bier. Ewig passiert gar nichts. Irgendwann kommt R. aus seinem Zimmer. Geht ins Bad. Kommt wieder. Steht vor mir und bleibt einfach da stehen.

Auch ein Bier? - frage ich.

Endlich kommt Leben in R. Er knöpft sich die Jeans auf, stellt sich zwischen meine Beine, stößt zweimal kräftig zu und spritzt ab.

Das tut mir leid, sagt er.
Beim nächsten Mal, sage ich.

Als ich am nächsten Morgen gehe, habe ich Muskelkater in den Beinen. Meine Scheide ist geschwollen. Aus meinem Hintern läuft tropfenweise Sperma an meinen Oberschenkeln herab.

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Mittwoch, 4. Mai 2016
A., 1992
Wir sitzen am See. Wir sitzen jeden Tag am See, denn es ist Sommer und wir haben Ferien. A. ist ein großer Bruder, 15 oder 16, und ich bin ein bisschen in ihn verliebt.Wenn er kommt, tue ich deswegen so, als würde ich ihn nicht bemerken und drehe mich nicht um.

Normalerweise sind wir fünf. Eines Tages aber sitze ich allein am See. Meine Freunde sind alle mit ihren Eltern verreist oder machen Ausflüge oder haben keine Lust zu baden. Nur A. kommt irgendwann. Stumm sitzen wir nebeneinander und ich fürchte mich vor dem Moment, in dem er aufsteht und geht. Statt dessen holt er zwei Eis.

Als das Eis aufgegessen ist, fängt es an zu regnen. Wir gehen zu A., der nur ein paar Meter weiter wohnt. In seinem Zimmer schaue ich mir die Poster an. Er liest mir etwas vor. Irgendwann legt er den Arm um mich. Wir küssen uns. Er legt sich voll angezogen auf mich und ich spüre durch seine Hose seinen steifen Schwanz. Er reibt sich an mir, bis er kommt. Dann gehe ich.

Den ganzen Sommer besuche ich A. immer wieder. Wir küssen uns nun auch auf Spaziergängen. Ausgezogen haben wir uns immer noch nicht. Ein einziges Mal schiebt er seine Hand unter meinen Rock und streichelt mich über der Hose.

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Montag, 2. Mai 2016
E., 1996
Er hat keine Knochen. Er ist schlank, nicht besonders muskulös, nicht besonders behaart. Er riecht ganz gut. Starkes, schwarzes Haar.

Er ist zehn Jahre alter als ich, studiert schon oder noch, ganz, wie man es betrachtet, und ich mag seinen leichten Akzent. 24 Jahre später finde ich den Akzent nicht mehr wieder, wenn ich mir bei youtube einen Vortrag anhöre, den er auf einer Tagung gehalten hat. Er ist Professor an einer Fachhochschule, sieht immer noch gut aus, und ich erinnere mich gern an sein festes, biegsames Glied, wie es feucht an meinen Oberschenkeln entlangstreicht, und an seine Hände in meinem Haar.

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Mittwoch, 27. April 2016
S., 2006
Er gefällt mir nicht. Er wirkt so angestrengt, dass ich davon müde werde. Er erzählt von sich, und ich kann es mir nicht merken. Ab und zu höre ich kurz zu. Dann bemerke ich fünf Minuten später, dass er weitergeredet hat, ohne dass ich weiß, wovon. Trotzdem möchte ich mit ihm schlafen.

Er fühlt sich kompakt an, fest, wie eine genau richtig gestopfte Kissenrolle. Auch sein Schwanz ist kurz, dick, sehr fest und sehr gerade. Er ist komplett geruchlos. Zwei Wochen schlafen wir miteinander. Ich komme jedesmal. Jedesmal versucht er, mich anal zu penetrieren. Nur einmal gelingt es ihm, aber es fühlt sich falsch an, und deswegen drücke ich ihn heraus. Ich behaupte, ich würde nicht gern küssen. Ich bin mir sicher, dass er weiß, dass sich das nur auf ihn bezieht. Dann treffe ich jemand anders und rufe ihn nicht mehr an.

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Sonntag, 24. April 2016
U., 2011
Eine Party. Ich komme schon ziemlich angetrunken, trinke noch mehr, ziehe Linien, werfe Pillen. Ich arbeite fast rund um die Uhr, esse entweder irrsinnig viel oder gar nichts. Wenn mein Freund da ist, ist es besser, aber er ist selten in der Stadt.

U. hat sich am selben Abend mit seiner Freundin gestritten. Er ist noch betrunkener als ich, wir lallen uns gegenseitig etwas über Bands in die Ohren, die ich nicht mal kenne. Irgendwann küssen wir uns und stoßen dabei mit den Köpfen immer wieder zusammen.

Kurz nachdem er seine Nummer in mein Handy eingibt, stürzt er total ab und schließt sich im Bad ein. Ich gehe und winke mir am Kottbusser Damm ein Taxi. Als ich am nächsten Tag aufwache, rufe ich ihn an. Wir verabreden uns.

In dem Restaurant, in dem wir uns treffen, sagen wir drei Stunden Beeindruckungssätze und geben an, wen wir alles kennen, wo wir waren und was wir machen. Ich glaube, er verachtet mich auch. Wir machen noch ein Treffen aus, aber dann verabrede ich mich am selben Tag mit E., und sehe auf dem Handy die vereinbarte Zeit verstreichen und drücke seine Anrufe weg. Ich glaube, wir sind bis heute Facebookfreunde.

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G., 1993
Er war mein Nachhilfelehrer. Es lief sogar ganz gut. Ich lernte exakt so viel, dass ich versetzt wurde. Dann stellte ich den Besuch wieder ein.

Im nächsten Halbjahr sackte ich wieder ab. Ich rief ihn wieder an. Er war massig, blond. Überall Haare. Ich erinnere mich an seinen Geruch. Er roch sauber, aber feucht, als wäre er eigentlich kein Landbewohner.

Ich habe vergessen, ob ich ihn verliebt war. Ich habe auch vergessen, wie er den Übergang gestaltete von der Unterrichtssituation zu Kuss und Umarmung. Als wir irgendwann nebeneinander lagen, sagte er, er hätte sich schon seit Jahren meine Brüste vorgestellt. Sehr viele Jahre können das nicht gewesen sein. Die hatte ich nämlich noch gar nicht so lange.

Alle paar Jahre schaue ich nach, was er auf Facebook macht. Ich glaube, es geht ihm gut.

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